Hightech-Diagnostik von schweren Infektionen im Krankenhaus
NRW-Förderung für Münsteraner Biotechnologie-Unternehmen Carpegen
In dem aus 51 Wettbewerbsbeiträgen ausgewählten Verbundprojekt „PathoSept“, das durch das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT, St. Augustin, koordiniert wird, soll ein diagnostisches Komplettsystem entwickelt werden, mit dem resistente Erreger lebensbedrohlicher Infektionen sehr schnell und damit lebensrettend identifiziert werden können. Neben dem Fraunhofer-Institut FIT und Carpegen sind noch das Altenberger Unternehmen Jüke Systemtechnik GmbH, die rheinische Merlin Diagnostika GmbH, sowie die Unikliniken Aachen und Bonn beteiligt. Das Projektvolumen beläuft sich auf rund 3,5 Millionen Euro.
Infektionen mit resistenten Erregern zählen heute weltweit zu einer der größten Bedrohungen der Menschheit. Insbesondere in Krankenhäusern stellen multiresistente Pathogene ein großes Problem dar und stellen neue Herausforderungen an Hygiene und Diagnostik.
„Das PathoSept-Projekt zielt auf ein enormes gesundheitliches Problem und einen sehr großen Marktbedarf“, so Dr. Antje Rötger, Geschäftsführerin der Carpegen GmbH. „Allein an der Sepsis versterben in Deutschland jährlich mehr als 56.000 Menschen. Diese hohe Mortalitätsrate liegt dabei vor allem in der langen Zeitspanne bis zur eindeutigen Diagnose begründet.“
Bisher beruht die Diagnostik von resistenten Bakterien auf Kulturverfahren, die mehrere Tage bis zur eindeutigen Diagnose in Anspruch nehmen. Dann erst ist eine zielgerichtete Therapie möglich. „Wenn man bedenkt, dass die Sterblichkeit mit jeder Stunde einer verspäteten Antibiotikagabe um 7% zunimmt, ist es essentiell, so früh wie möglich das richtige Antibiotikum zu verabreichen“, so Rötger.
In den im Mai 2016 beginnenden Forschungsarbeiten werden das Expertenwissen von Biotechnologen, Systemtechnikern, Informatikern und Klinikern gebündelt. Ziel ist die Entwicklung eines aus mehreren innovativen Modulen aufgebauten Systems, mit dem innerhalb weniger Stunden eine Identifizierung des Erregers einer lebensbedrohlichen Infektion und seiner Resistenzen erfolgen kann. Die Carpegen GmbH wird dabei die Entwicklung der hochsensitiven molekularbiologischen Nachweissysteme zur kulturunabhängigen Erregerdiagnostik übernehmen, während das Fraunhofer-Institut FIT zusammen mit den anderen Partnern eine schnelle, software-unterstützte Resistenzdiagnostik sowie neue Verfahren zur Separation der Erreger aus klinischen Materialien entwickeln wird. Ein besonderer Fokus liegt auf der nutzerfreundlichen Entwicklung des Systems, die durch die frühzeitige Einbindung der klinischen Partner gewährleistet wird.
„Durch unsere erfolgreiche Teilnahme am Leitmarktwettbewerb eröffnet sich für Carpegen ein ganz neuer Geschäftsbereich im Krankenhaussektor“, erklärt Rötger. „Dies wird darüber hinaus noch ergänzt durch weitere Einsatzmöglichkeiten der neu entwickelten Technologien, z.B. im hausärztlichen und internistischen Bereich. Die Marktposition unseres Unternehmens wird so nachhaltig gestärkt.“
Mit dem Leitmarktwettbewerb LifeSciences.NRW will das Land die Innovationskraft in den LifeSciences stärken, um nachhaltig Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand im demographischen Wandel zu sichern und die Sichtbarkeit Nordrhein-Westfalens als führenden Standort für die Biowissenschaften zu erhöhen. Dabei stehen insbesondere die forschungsintensive Medizin, die Medizintechnik und die Biotechnologie im Fokus des Wettbewerbs.
Hintergrundinformation: Carpegen
Carpegen ist Qualitätsanbieter in der molekularen Diagnostik. Seit der Gründung im Jahre 2001 spezialisiert sich das Biotechnologie-Unternehmen auf die Entwicklung von Real-Time-PCR Tests und Point-of-Care Diagnostiksystemen für verbreitete Infektionserkrankungen. Mit dem Real-Time-PCR Verfahren Carpegen® Perio Diagnostik wurde ein neuer Standard in der mikrobiologischen Diagnostik von Parodontalerkrankungen geschaffen.
Carpegen ist Gewinner mehrerer Gründerpreise und Innovationspreise; unter anderem ist das Unternehmen mit Silberurkunden beim Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft und beim ZENIT Innovationspreis in den Jahren 2008 und 2012 prämiert worden.
Quelle:
www.carpegen.de, Aktuelles/Pressemitteilungen