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Studie: Ungesicherte Forschungsresultate trüben Vertrauen nicht

Kommunikationsexpertin befragte Internetnutzer zu Gesundheitsangeboten

Wie sicher sind Sonnencremes mit Nanoteilchen? Viele Menschen suchen im Internet nach Informationen, wenn sie gesundheitsbezogene Entscheidungen treffen. Oft stoßen sie dabei auf Forschungsergebnisse, die nach wissenschaftlichen Standards als nicht erwiesen gelten und die schwer einzuordnen sind. Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Sarah Fischer von der Universität Münster fand heraus, dass diese "ungesicherten Ergebnisse" der Vertrauenswürdigkeit von Institutionen wie beispielsweise Forschungsinstituten nicht schaden - allerdings erschweren sie den Nutzern eine Entscheidung in Gesundheitsfragen.

Für ihre Dissertation im Graduiertenkolleg "Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt" untersuchte Sarah Fischer das Vertrauen von Internetnutzern in Gesundheitsangebote. Dazu ging sie mit einer mehrteiligen experimentellen Studie unter 270 Probanden der Frage nach, wie dieses Vertrauen durch die Art der Quelle und die dort erwähnten Informationen beeinflusst wird. Die Studienteilnehmer lasen diverse Online-Artikel zu den Gesundheitsthemen "HPV-Impfung" und "Nanotechnologie in Sonnencremes".

Die Artikel stammten aus verschiedenen Quellen wie Forschungsinstituten, Zeitungen und Pharmaunternehmen. Nach der Lektüre sollten die Studienteilnehmer entscheiden, ob sie Freunden eine HPV-Impfung empfehlen würden und ob sie bereit wären, Nano-Sonnencremes zu nutzen. Zudem sollten sie bewerten, ob sie die Informationen und die Quellen als vertrauenswürdig empfanden.

Die Studie zeigt, dass die Erwähnung von ungesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen in den Artikeln das Vertrauen der Studienteilnehmer nicht verringerte. Im Gegenteil: Bei Probanden, die wissen, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert, führte die Erwähnung unsicherer Ergebnisse sogar dazu, dass sie das Forschungsinstitut für besonders objektiv und vertrauenswürdig hielten. Ihm vertrauten die Probanden auch am meisten im Vergleich zur Zeitung und zu Pharmaunternehmen, weil sie es als kompetenteste Quelle einschätzten.

Allerdings erschwerten es die ungesicherten Ergebnisse den Studienteilnehmern deutlich, eine Entscheidung zu treffen. Die Teilnehmer ließen sich stattdessen viel häufiger von ihren vorgefassten Einstellungen zum Thema leiten. Dieses Ergebnis könnte Anwendung in der Patientenkommunikation finden. "Patienten könnten Schwierigkeiten haben, gesundheitliche Entscheidungen zu treffen, wenn sie mit ungesichertem Wissen konfrontiert werden. Diese unsicheren Ergebnisse sollten vom Arzt eingeordnet werden", betont Sarah Fischer.

Dr. Sarah Fischer forschte im Graduiertenkolleg, bevor sie kürzlich zur Bertelsmann-Stiftung wechselte. Das Kolleg erforscht interdisziplinär, wie durch die fortschreitende Digitalisierung Vertrauen entwickelt und aufrechterhalten werden kann.

Quelle: Dr. Sarah Fischer: "Vertrauen in Gesundheitsangebote im Internet. Einfluss von Informationsquellen und wissenschaftlichen Unsicherheiten auf die Rezeption von Online-Informationen" (Verlag Nomos),  2016, 331 S., Broschiert, ISBN 978-3-8487-3176-3


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